Die Pariser Kommune – ein Staat der Werktätigen
Bisher war Paris von Beamten des Kaisers, später von bürgerlichen Beamten regiert worden. Sie hatten die Interessen der Ausbeuterklassen vertreten. Mit dem Rat der Kommune gehörten etwa 30 Arbeiter, unter ihnen die Mitglieder der I. Internationale Eugène Varlin, Albert Theisz und Leo Frankel, etwa 35 demokratische Angestellte, Lehrer, Ärzte, Wissenschaftler, Handwerker, Schriftsteller und Publizisten, unter anderem der Textdichter der „Internationale“, Eugène Pottier.
Die rund 20 bürgerlichen Mitglieder der Kommune schieden innerhalb weniger Tage aus dem Rat aus.
Im Gegensatz zu den bürgerlichen Parlamenten waren die Mitglieder des Rates der Kommune ihren Wählern rechenschaftspflichtig. Sie konnten jederzeit von ihren Wählern abberufen werden.
Der Rat der Kommune vereinigte in sich die gesetzgebende und die ausführende Gewalt. Er beschloss Gesetze, und die Ratsmitglieder setzten selbst die Gesetze in die Tat um.
Für die Durchführung der Gesetze wurden Kommissionen gebildet. Sie bestanden aus Ratsmitgliedern und hatten regelmäßig vor dem Rat der Kommune über die geleistete Arbeit zu berichten. Jeder der 20 Stadtbezirke wurde von einer Kommission verwaltet, die ein in dem jeweiligen Bezirk gewähltes Mitglied des Rates der Kommune leitete.

Entnommen aus dem Gesichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Das alte Heer und die Polizei wurden aufgelöst, denn sie hatten der Bourgeoisie zur Unterdrückung der Volksmassen gedient. Nur die Nationalgarde hatte das Recht, Waffen zu tragen. Sie Wurde in ein Volksheer umgewandelt. In Anbetracht der tödlichen Bedrohung der Kommune durch die Truppen der Regierung Thiers waren alle Männer von 19 bis 40 Jahren zum Waffendienst verpflichtet. So organisierten die Werktätigen den Schutz der Kommune.

Entnommen aus dem Gesichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Die Gesetze, die der Rat der Kommune beschloss, entsprachen den wirtschaftlichen und politischen Interessen des Volkes (siehe Übersicht). Aber die alten Beamten verzögerten oder verhinderten die Durchführung der neuen Gesetze. Sie versuchten ihre Positionen zu nutzen, um die Konterrevolution zu unterstützen. Um die Interessen des Volks durchzusetzen, musste der gesamte Staatsapparat der Bourgeoisie zerschlagen werden. Arbeiter und andre demokratische Kräfte übernahmen die Staatsverwaltung. Die Arbeiterklasse brachte – unter schwierigsten Bedingungen- hervorragende Organisatoren und Politiker hervor.
Der Arbeiter Albert Theisz fand die Büroräume der Postverwaltung geschlossen. Die Briefmarken waren versteckt oder weggeschleppt. Aber Theisz griff rausch und energisch ein. In 48 Stunden war der Postverkehr für Paris wieder geregelt. Der Buchbinder Eugène Varlin leitete die Kommission für Versorgung. Der ungarische Goldschmied Leo Frankel übernahm die Verantwortung für das Arbeitswesen und den Handel. Er sorgte dafür, dass die Fabriken wieder arbeiteten und die Händler mit Waren beliefert wurden.
Der Staatsapparat der Bourgeoisie und aller Ausbeuterklassen in der Geschichte der Menschheit dient der Unterdrückung des Volkes. Der Staatsapparat der Kommune dagegen, von den Werktätigen selbst geschaffen, arbeitete für die Interessen der Werktätigen. Er bezog das werktätige Volk in die Arbeit des Staates ein. Die Pariser Kommune bewies schon in den ersten Tagen ihres Bestehens, dass die Arbeiter einen Staat besser als die Ausbeuter leiten können, weil sie ihn im Interesse und mit Unterstützung des Volkes leiten.


Entnommen aus dem Gesichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Entnommen aus dem Gesichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel